Vorgestern war's soweit: Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich eine Zelle von innen begutachten dürfen!!! (hoffentlich auch zum letzten Mal!!!)

Es war hier (Nordholland) tolles Wetter und wenig Wind, was selten vorkommt. Habe deshalb beschlossen in der Mittagspause ein paar Aufnahmen zu machen von den farbigen Hyazinthenfeldern! So gesagt, so getan. Zum Ende des letzten Fluges hält hinter mir ein Polizeiauto. Ein junger Polizist und eine junge Polizistin steigen aus, geben mir die Hand und stellen sich vor. (Holländische Polizisten/Polizistinnen sind im Allgemeinen sehr freundlich, rücksichtsvoll und korrekt! (Nicht so von oben herab wie oft die Deutsche Polizei. - Sorry, aber ist meine Erfahrung!))

"Sie dürfen nicht mit einer Drohne fliegen!" - "Doch, darf ich!" und ich zeige den Auzug einer E-mail, die ich vom ILT bekommen habe aufgrund einer Anfrage bzgl. der Erlaubnis mit einer Drohne zu fliegen. (ILT =Inspectie Leefomgeving & Transport ist die Stelle bei der man Aufstiegsgenehmigungen anfragen kann.
Zu nichtkommerziellen Zwecken ist es ohne Genehmigung erlaubt mit Modell-flugzeugen (Drohnen) bis 5Kg zu fliegen, natürlich unter Beachtung einiger Regeln!

Ich flog nicht über bebautem Gebiet, nicht über Menschen(Gruppen), nicht über Strassenusw. usw. hab' also nichts Falsches getan, dessen bin ich mir ziemlich sicher!!!!

Die Polizistin nimmt mein Schreiben mit zum Wagen und nimmt Kontakt mit der Zentrale auf! -
Dann kommt sie zurück: "Ihre Drohne ist hiermit beschlagnahmt ... und sie sind festgenommen!"
"Ä? - Was bitte? - Warum?" - Stutz!!

"Heute (also am 25.3.) herrscht ein allgemeines Flugverbot für Drohnen im ganzen Land wegen des NSS (Nuclear Safety Summit) in Den Haag!" - "O.k.!, aber wie soll ich das wissen? - Zudem ist Den Haag mehr als 100 Kilometer entfernt!" -
"Es wurde in den Medien mitgeteilt!"
"Sorry, ich lese jeden Morgen die Tageszeitung und weiss, dass wegen des NSS heute in und um Den Haag besondere Regeln gelten, aber hier, so weit weg?! Davon ist mir nichts bekannt!" - "Ist aber so! - Sie müssen mit auf die Wache in Den Helder!"

Kurz darauf kommt noch ein weiteres Polizeiauto mit zwei älteren Polizisten. Auch sie stellen sich korrekt mit Handschlag vor! Ich erkläre dem älteren Polizisten, dass ich in der Mittagspause bin und im Forschungszentrum der EU 2Km weiter seit 30 Jahren arbeite und in 10 Km Entfernung wohne. Hätte ich jemals etwas im Schilde geführt, dann könnte ich das längst getan haben, da ich im Zentrum arbeite und sogar freien Zugang zum dort betriebenen Forschungsreaktor habe.
Stärker noch: Ich habe von der PR-Abteilung und unserer Security sogar die offizielle schriftliche Genehmigung um in und über unserem Zentrum zu fliegen und Luftaufnahmen zu machen!!!!

Der Ältere geht zum Wagen und nimmt Kontakt mit der Zentrale auf! Ich weiss, dass ich nichts falsch gemacht habe und bin eigentlich ziemlich amüsiert über das Ganze. Es ist schönes Wetter und die Hyazinthen duften herrlich. Die Athmosphäre ist eigentlich ziemlich entspannt und freundlich. Nach 20 Minuten kommt der Polizist endlich zurück, aber es ändert nichts, ich bin festgenommen!!!

Ein junger Polizist fährt mich (mit meiner Erlaubnis in meinem Auto) zur 20 Km entfernten Wache in Den Helder escortiert (vorne und hinten) von den anderen beiden Polizeiautos. Unterwegs informiere ich einen Kollegen, dass ich nicht aus der Mittagspause zurück komme und meine Frau, dass ich festgenommen bin. (Die glaubt an einen vorgezogenen Aprilscherz!)

Auf der Wache angekommen muss ich in eine Zelle:
Schuhe und Gürtel aus und alle Taschen ausleeren. Es folgen Fragen, ob ich suizidal bin (noch nicht, kann aber kommen !), ob ich krank bin, Medikamente gebrauche usw. , ich werde belehrt über meine Rechte, dann: Hände gegen die Wand, abtasten etc. etc. ... Das ganze Programm eben! -
Ich fühle mich jetzt richtig kriminell!! Find's aber noch stets amüsant!!

Dann geht die Tür zu!

Nach einer Weile geht die Tür wieder auf und ein diensthabende (Hilfs)Staatsanwalt erzählt mir noch einmal offiziell, dass ich festgenommen bin!! Und dass man die Angelegenheit weiter untersucht!

Tür wieder zu!

Nach einer Weile öffnet die junge Polizistin die Tür: "Sie dürfen nach Hause!"
Ich bekomme meine Schuhe und den Gürtel! - "Aber Moment noch, nur der Staatsanwalt darf sie freigeben!"

Tür wieder zu!

Nach einer Weile kommt der Staatsanwalt: "Es hat sich aufgeklärt, sie können gehen!" - "Und meine Drohne?" frage ich. "Die dürfen sie mitnehmen!" Pfffft, gottseidank!!
Noch während wir so dastehen, bekommt er einen Anruf... warten...
"Entschuldigung, Sie müssen doch hierbleiben! Die Angelegenheit übernimmt das KLPD (vergleichbar mit dem BKA in Deutschland). Die schicken jemanden nach Den Helder der übernimmt. So lange bleiben sie hier!" - Also.. Schuhe und Gürtel wieder ausziehen. Der (H)Staatsanwalt ist ziemlich sauer, da sich KLPD über die Anweisung des Staatsanwalts hinweg zu setzen scheint...

Tür zu!

Dann kommt der Staatsanwalt wieder zurück: "Alles in Ordnung. Sie dürfen gehen und ihr Spielzeug mitnehmen, nachdem wir ein Foto gemacht haben, das wir zum KLPD schicken zur Beurteilung."

War mir ja klar, dass die mir nix können und meine Laune steigt wieder!

Insgesamt 1 Stunde in der Zelle ist mir ehrlich gesagt lange genug und ich beeile mich zum Auto!!!

Bischen verrückt das Ganze aber halt eine neue Erfahrung! -

Zeigt aber auch, dass man auf einmal ganz schnell in eine brenzlige Situation kommen kann, trotz korrekter Unterlagen und ansich freundlicher Polizisten!!!!

Ich war wirklich amüsiert, denn ich war überzeugt, dass ich wirklich nichts falsch gemacht hatte... und ich weiss, dass die Polizei noch nicht weiss, wie die Rechtslage ist. Dass ich schussendlich tatsächlich in einer Zelle gelandet bin, war der Überreaktion der jungen Polizisten zuzuschreiben. Und sie haben an "eine Zentrale" irgendwo im Land wohl "nur" durchgegeben dass in Petten, das gleichgesetzt wird in Holland mit Kernforschungszentrum, "jemand" mit einer Drohne fliegt. Und das ein diesem Tag an dem in und um Den Haag der Ausnahemezustand herrschte...

Die haben nicht durchgegeben, dass ich über 2 Kilometer entfernt geflogen bin, und nicht, dass ich ausgewiesener Mitarbeiter im Zentrum bin usw..
Dieser "jemand" hat dann nur noch einen Verdächtigen gesehen und durchgegeben: "Festnehmen!".
Das haben sie dann getan: "Mich als festgenommen deklariert". Damit startet eine vorgeschriebene Prozedur, die auch das Einschliessen in eine Zelle, bis ein Staatsanwalt den Fall beurteilt hat, beinhaltet - Tja, das ist dann auch passiert!

Übrigens Jogi, so ganz genau weiss ich das auch nicht, denn der Gesetzestext ist genauso schwierig, wie Deutsche Vorschriften hierzu... mit all den Querverweisen zu anderen Gesetzestexten verliert man irgendwann den Durchblick. Deshalb hatte (und habe ich in Zukunft) die Kopie der Email vom ILT bei mir und den Satz, "Dass zu rekreativem Dronefliegen KEINE besondere Erlaubnis nötig ist!"
Die holländischen Vorschriften erscheinen mir sehr ähnlich mit den Deutschen und entstammen, glaub' ich, einer Europäischen Absprache.

Bei der Fahrt Richtung Polizei-Wache habe ich meiner Frau ge-appt und sie hat kurz zurückgerufen und am Telefon schon gehört, dass ich amüsiert war. Sie hat's mit Fassung genommen und wusste, dass dies alles ein Irrrtum sein musste, da ich normalerweise gut informiert bin und nicht so schnell in solcherlei Probleme gelange (bisher noch nie). ... Zudem ist Nordholland ein Dorf und wir haben viele gute Bekannte und Freunde hier u.a. auch bei der Polizei (wie z.B. unsere Nachbarin (und Freundin)), die uns beistehen würden, wenn wirklich Not am Mann ist ... des weiteren geniesse ich hier einen besonders geschützten Status durch meinen Arbeitgeber... wenn's wirklich brenzlig geworden wäre!! Alles in allem bestand nie ein wirklicher Grund zur Besorgnis...