Drohne als Hilfe bei der Waldarbeit?

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    • Drohne als Hilfe bei der Waldarbeit?

      Moin zusammen,
      und danke für die Aufnahme in Euer Forum!

      Im realen Leben bin ich ein Mittsechziger aus dem Süden Niedersachsens, der kaum etwas über Drohnen weiß. Im virtuellen Teil treibe ich mich normalerweise im Themenbereich Motorsägen und Forstwirtschaft herum. Aus dieser Ecke kommt auch meine Frage, ob eine Drohne eine Hilfe bei der Waldarbeit sein kann.

      Gedacht ist dabei zum einen an Aufgaben, die eine Kamera mit Verbindung zu einem Monitor am Boden benötigen - Absuchen von Laubbäumen vor der Fällung nach bewohnten Nestern und Habitathöhlen, Überprüfen des Samenbehangs in der Baumkrone zur Vorbereitung einer Samenernte.

      Zum anderen könnte ich mir eine Nutzung der Drohne vorstellen, um ein Zugseil für die seilunterstützte Fällung möglichst hoch in einem Laubbaum einzubauen. Dazu müsste die Drohne in der Lage sein, eine 2mm starken Dyneema-Leine (18 Gramm pro 10m Gewicht, 400kg Bruchlast) vom Boden über einen Astansatz dicht am Stamm in 15 bis 18m Höhe und wieder zurück zum Boden zu ziehen, damit an der Leine das eigentliche Zugseil hochgezogen werden kann.

      Die sich daraus ergebenden Anforderungen wären also:
      - präzise Manövrierbarbeit auf wenige Zentimeter genau bei langsamen Flugbewegungen und Windstille/geringer Windstärke
      - eine Auflösung des Kamerabildes, auf dem Einzelheiten von unter einem Zentimeter Größe zu erkennen sind, ggf. Zoomfunktion
      - austauschbare Akkus
      - die Motorstärke, um eine Zusatzlast von bis zu 100 Gramm (= 50m Leine) in die Höhe zu heben
      - mit der Leine zurück auf den Boden zu kommen, ohne sie in die Propeller zu wickeln, also entweder Propellerschutz oder Abschaltung in der Luft, damit sie die Leine nur durch ihr Gewicht zu Boden zieht.

      Kann eine Drohne diese Anforderungen erfüllen, wäre das mit einer C0-Drohne möglich oder müsste ich da zu etwas Schwererem greifen?

      Dass eine C0-Drohne von knapp 250 Gramm durch eine angebundene/angeklebte Leine aus ihrer Klasse herausfallen könnte, ist schon denkbar. Das Startgewicht als solches ist im Moment des Abhebens allerdings nicht erhöht, das Gewicht steigt genau genommen erst mit zunehmender Höhe der Drohne, weil sie erst dann Leine zu tragen hat. Diese Aktionen würden allerdings ausschließlich im Wald bei der Vorbereitung einer Fällung oder bei der Samenernte stattfinden, wo Fremdgefährdungen ausgeschlossen sind.

      Ich freue mich auf Eure Erfahrungen!

      :)
    • Servus,

      Ich fliege jetzt seit 6 Jahren Drohnen bin daher auch nicht ganz unerfahren.

      In Teilbereichen ist so eine Drohne sicherlich für dein Vorhaben geeignet. Eine Drohne mit Wärmebildkamera kann sicherlich eine Baumkrone nach bewohnten Nestern absuchen, das sollte eigentlich kein Problem darstellen. Ebenfalls sollte man mit einer Zoomoptik relativ gut die Samenstände eines Baums inspizieren können.

      Wenn ich jetzt aber lese, dass ein Zugseil in den Baum eingebracht werden soll. Nein. Nein. Nochmal Nein.
      Hier kommen wir jetzt in die Kategorie "wünsch dir was".

      In der Theorie mag das sicher alles funktionieren, und auch die nötige Kraft haben eigentlich fast alle Drohnen. Doch der kleinste Kontakt mit dem Baum, und sei es nur ein kleiner Zweig, und das wars mit deiner Drohne und deren manövrierbarkeit.

      Es geht bei dieser leine ja auch nicht darum sie einfach von Außen irgendwie über die Baumkrone zu befördern. Das geht sicherlich - irgendwie. Aber spätestens wenn die Leine zurück an den Boden kommen soll, wird sie zwangsläufig Kontakt mit der Drohne haben. Nochmals: Nein. Nein. Nochmal Nein.

      Nochmal 2 Denkansätze.
      Warum macht das noch niemand mit ner Drohne ? Du bist sicherlich nicht der erste der die Idee hatte ==> Vermutlich weil es so ist wie ich sage.

      Für die Leine, wie üblich einfach eine Steinschleuder, Pfeilund Bogen oder was man auch immer heutzutage nutzen. Kaum kosten, kaum Wert der zerstört werden kann.

      EDIT: Bei meinem kompletten Beitrag hab ich die Rechtliche Seite natürlich noch gar nicht mal betrachtet, wie @OlliHH völlig korrekt festgestellt hat.

      Gruß Flo

      The post was edited 1 time, last by maidn ().

    • Man darf ja eh keine weiteren Anbauten einbauen. Von daher gesehen ist das mit dem Seil eh schon gestorben.
      "Machst du keine halbe Sache, fahr lieber mit der Schwalbe!

      Olli
    • Danke für Eure Ausführungen.

      maidn, dass die Propeller keine Baumberührung vertragen, ist schon klar. Deswegen meine Frage nach der Präzision der Steuerung. Der Weg zurück zum Boden könnte auch in einem sehr flachen Winkel erfolgen. Warum das noch keiner macht? Weil die Forstunternehmer mit großem Maschinenpark arbeiten, bei deren Kraft die Anschlagshöhe des Seils nebensächlich ist. Außerdem hängen Waldarbeiter im allgemeinen eher an dem, was sie mal gelernt haben. Es dauert, bis sich neue Techniken verbreiten.

      OlliHH, wieso Anbauverbot? Die Leine ist doch kein Anbau, sondern eindeutig Nutzlast im Sinne der Definition des Art. 2 Nr. 12 DVO (EU) 2019/947:
      "12. Nutzlast“ (payload): Instrumente, Mechanismen, Ausrüstungen, Teile, Geräte, Zubehörteile oder Zusatzteile,
      einschließlich Kommunikationsausrüstungen, die in das Luftfahrzeug eingebaut bzw. an diesem angebracht sind und
      nicht dazu verwendet werden oder verwendet werden sollen, das Luftfahrzeug im Flug zu betreiben oder zu steuern,
      ohne jedoch Teil des Flugwerks, eines Motors oder eines Propellers zu sein;"

      Nutzlasten sind doch in allen Kategorien grundsätzlich erlaubt?

      :)
    • OlliHH wrote:

      Man darf ja eh keine weiteren Anbauten einbauen. Von daher gesehen ist das mit dem Seil eh schon gestorben.
      Wie kommst du da drauf? Das betrifft nur Cx zertifizierte Drohnen.
      Bei einer DYS Drohne kann ich anbauen was ich will.

      @Eichsi Das Seil besser mit einem Metallhalen und einem Katapult hoch schießen.


      ab 6:00
      VG. Henry
    • Hast Du mal versucht, mit Wurfbeutel, Schleuder, Schubstangen, Armbrustbolzen oder anderen Anschlagstechniken eine Leine punktgenau 15m hoch in einen Laubbaum zu bringen? Auf 7-8m ist das kein Problem, aber in doppelter Höhe ist das nur mit seeehr viel Geduld zu machen.

      :)
    • Ja, habe ich gesehen. Hab früher nebenbei bei Baumkletterern gearbeitet. Die Arbeiten heute noch so und das funktioniert prima. ‍ eventuelle Fehl Schüsse kosten in dem Fall nur Zeit, aber kein Geld in Form von einer neuen Drohne.

      auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: mit einer Drohne und einer Leine unten dran durch einen Baum fliegen… Vergiss es.
    • Mit DIY Technik wäre die Nummer mit dem Seil vielleicht noch wirtschaftlich sinnvoll machbar. Die hat aber eine sehr steile Lernkurve und setzt einige Monate Übung voraus, bevor du überhaupt daran denken kannst, die endgültige Drohne zu fliegen. Von der Größenordnung her würde ich dafür nicht unter einen 9" Cinelifter anfangen, selbst wenn man nur eine Angelschnur benutzt, mit der man dann die Dyneema-Leine hochzieht. Das Problem ist weniger das Gewicht der Leine, sondern die von außen einwirkende Kraft, wenn sie durchs Geäst geschleift wird. Das mag die Lageregelung überhaupt nicht, und die Drohne wird unbeherrschbar. Eine größere Drohne kann dem besser widerstehen.
      Da wärst du für alles drum und dran sicher bei ca. 5-7000€ ohne jeglichen Herstellersupport, plus sehr viel Lern- und Übungszeit deinerseits. Das ist IMO etwas, worauf man sich vielleicht spezialisieren kann, aber nichts, was man so im Job nebenher macht. Dafür ist das Drumherum viel zu arbeitsintensiv.

      Mit Rundum-Sorglos-DJI-Drohnen, die man nach den unweigerlich häufig passierenden Abstürzen nicht selbst instand halten kann, ist das IMO eine Schnapsidee.

      Ich habe zwar noch nie eine Armbrust geschossen, aber das hört sich weitaus einfacher und effizienter an, als das Seil mit einer Drohne nach oben zu bugsieren.

      The post was edited 5 times, last by gsezz ().

    • Nein, selbst mit einer M300 fliegst du nicht dicht an Bäume heran.
      Entweder halten die Sensoren dich vorher auf oder das dünne Astwerk wird nicht erkannt und dann gibt's Kleinholz....
      Eine Leine, egal wie dick/schwer, kontrolliert wieder zu Boden zu führen, wird auch mit dem Modell nichts, die Verwirbelungen im Rotorbereich und der Abwind werden da zu heftig.
    • Ich habe so etwas schon einige Male mit einem Reiterbogen und normalen Bindfaden gemacht. Daran ein Kletterseil gebunden und dann über den Ast gezogen!
      Funktioniert eigent lci ganz gut.
    • Bartgeier wrote:

      Ich habe so etwas schon einige Male mit einem Reiterbogen und normalen Bindfaden gemacht. Daran ein Kletterseil gebunden und dann über den Ast gezogen!
      Funktioniert eigent lci ganz gut.
      Sag ich doch :D Danke für die Bestätigung.
      Die Baumkletterer haben teilweise Schleudern, Pfeil/Bogen oder auch ne Armbrust genutzt. Das hat sich einfach bewährt. Kaum Kosten, kaum Dinge die Kaputt gehen können, und je nachdem wie oft man es macht, gibts auch gute Skills und irgendwann ist das einfach relativ easy.

      Die Drohne seh ich nach dem 1.Versuch am Boden, fällt dann Tage wenn nicht Wochen wegen Reparaturen aus. Ich glaube nicht dass sowas nicht genutzt wird, weil die Menschen "altmodisch" sind, sondern weil es einfach nicht Wirtschaftlich ist.
    • Für den Bau eines Baumwipfelpfades zur Landesgartenschau 2018 in Bad Iburg sollten die Baumwipfelhöhen in einem Waldstück bestimmt/vermessen werden.
      Dafür wurde eine Befliegung gemacht und phptogrammetrisch ausgewertet.
      Zur Kontrolle, bzw. an Stellen, wo die Höhen aus dem Geländemodell nicht eindeutig bestimmt werden konnten, Leine mit Metermarkierugen an P4pro und los.
      Etwas andere Aufgabenstellung, geht aber.
    • flexim wrote:

      Für den Bau eines Baumwipfelpfades zur Landesgartenschau 2018 in Bad Iburg sollten die Baumwipfelhöhen in einem Waldstück bestimmt/vermessen werden.
      Dafür wurde eine Befliegung gemacht und phptogrammetrisch ausgewertet.
      Zur Kontrolle, bzw. an Stellen, wo die Höhen aus dem Geländemodell nicht eindeutig bestimmt werden konnten, Leine mit Metermarkierugen an P4pro und los.
      Etwas andere Aufgabenstellung, geht aber.
      Ja, ist anders. Das hätte ich jetzt auch nicht bezweifelt, dass dass geht.

      Aber die Aufgabe war ja, mit einer Art "Leine" oder "Bindedraht" oder was auch immer DURCH die Krone eines Baumes durchzufliegen, dann die Leine gezielt über nen Ast oder eine Astgabel etc. und dann wieder runter. Das würd ich gern sehen, wenn sich jemand traut :D
    • Sry, da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt.

      Es geht nicht darum, mitten durch eine voll belaubte, dichte Krone zu fliegen. Eventuell ist auch das Aussehen hiebsreifer Laubbäume nicht so präsent. Die Eschen und EIchen, um die es bei mir hauptsächlich geht, haben meistens einen nahezu astfreien Schaft von 10-13m Länge. Dann kommen die ersten Gabeln von Starkästen, um die herum weder Feinäste noch Blätter sind, solange man in Stammnähe bleibt. Die Drohne soll parallel zum Stamm aufsteigen, die Leine über die Gabelung eines etwas höher gelegenen Starkasts ziehen und wieder herunterkommen. Weil normalerweise in der Zeit der Saftruhe (Herbst/Winter) gefällt wird, sind Blätter sowieso fast völlig weg. Der Korridor, durch den die Drohne fliegen soll, hat also etwa einen Meter Durchmesser, in dem es keine Hindernisse gibt, und ist vom Boden aus komplett einzusehen.

      Bei der Ernte von Lindensamen Anfang November wird der Waldboden großflächig mit feinen Netzen ausgelegt. Dann steigen sehr sportliche Menschen mit Seilklettertechnik so hoch wie möglich in die Bäume und schlagen mit langen Stangen auf die dünneren Äste ein, bis die Samen und restlichen Blätter abfallen. Diese Prozedur dauert lange und genügend Tageslicht ist nur von 8 bis 16 Uhr. Die Truppe von 6 Leuten, die vor einigen Monaten bei uns im Wald war, hat richtig hart gearbeitet, aber in zwei Tagen gerade mal ca. 30 Bäume geschafft. Hunderte Linden blieben unbeerntet, weil es danach zu windig und zu nass wurde. Das Zeitfenster, in dem die Samen reif und lose genug sind, bevor sie von allein runterrieseln, ist sehr knapp. Hierbei könnte ich mir den Einsatz einer Drohne vorstellen, die eine Leine vom Boden außen über die seitlichen Kronenäste und wieder runter auf den Boden zieht, damit die Äste durch gleichzeitiges ruckartiges Ziehen an beiden Enden der Leine geschüttelt werden. Lindensamen sind nicht eben billig; wir reden hier über eine knapp fünfstelligen Betrag für die Samen, die im letzten Herbst nicht geernet werden konnten.

      Ich habe ein Video gesehen, in dem der Pilot einen Wasserkrug auf einer schwebenden Avata 2 füllt und die Drohne wegfliegen lässt, ohne dass der Krug runterfällt. Das waren geschätzt 600 - 700 Gramm Last, also mehr als ausreichend für meine Zwecke. Damit komme ich zur Frage zurück, ob eine C0-Drohne mindestens 100 Gramm (= 50m Leine) tragen kann.

      Wenn die Leine an der Drohnenunterseite befestigt ist, könnte sie für den Rückweg zum Boden eigentlich mit laufenden oder abgeschalteten Propellern kopfüber an der Leine runtergelassen werden. Ist es möglich, eine C0-Drohne im Flug abzuschalten oder sie mit der Unterseite nach oben zu drehen? Gibt es einen Propellerschutz wie bei der Avata 2 auch bei C0-Drohnen?

      :)
    • Nachdem du trotz aller Ratschläge und Warnungen so überzeugt von deiner Idee bist, schlage ich vor du probierst es einfach. Bin auf jedenfalls über eine Dokumentation deines Vorhabens gespannt.
      letzter Tipp von mir noch: DJI Care Refresh abschließen. Früher oder später wirst du es brauchen.