Videocodices bei Aufnahme und Bearbeitung/Export

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    • Videocodices bei Aufnahme und Bearbeitung/Export

      Ich möchte mich bei den mitlesenden Experten der Videobearbeitung versichern, ob ich meine Recherchen hinsichtlich der Codices bei Aufnahme und Entwicklung / Export richtig interpretiere und anwende.
      Ich filme seit geraumer Zeit mit einer Mavic 3 Classic und entwickle / exportiere mit Davici Resolve (Version 18.6).2 build 2) auf einem Mac mini M1.

      In den Kameraeinstellungen der Mavic 3 Classic habe ich ausgewählt:
      Format: MOV
      Farbe: Normal (Umstieg auf D-Log später geplant)
      Kodierungsformat: H 265 (Prores ist nicht verfügbar)
      Videobitrate: CBR

      Unklar ist / war (?) mir, welche Einstellungen ich in Davinci Resolve beim Video Codec für den Export verwenden soll.
      Zur Auswahl stehen hier unter anderem:
      Apple Prores, …, H.264, H.265, …

      Durch das Lesen einer Menge Internetartikel erscheint mir nun sinnvoll, in Davinci Resolve wie in der Kamera den Codec H.265 auszuwählen.
      Grund: Prores könnte hier anscheinend seine Stärken hier nicht ausspielen, da die Voraussetzungen dazu durch die Kameraeinschränkung auf H.265 nicht vorhanden sind.

      Ist dies soweit schlüssig oder folgere ich falsch?

      Nichts gefunden habe zum passenden Encoding Profil für H.265 (Main, Main 10, Main 4:2:2 10). Weiß jemand etwas darüber?

      Schon jetzt besten Dank fürs Helfen.
    • Also wenn Du mit H265 aufnimmst, macht es Sinn, auch mit H265 zu rendern.
      Alles andere ist m.E. Unfug.
      Schon gar nicht ProRes.
      ProRes benötigt viel mehr Speicherplatz, da unkomprimiert und Du kannst aus H265 kein ProRes zaubern, da die Verluste durch Komprimierung ja schon vorhanden sind (Wenn, dann eine Cine 3 kaufen).
      ProRes könnte man als sog. Intermediate Codec nehmen, um auf schwachen Rechnern zu rendern. Dann müsste man es aber schon vorher umwandeln. ProRes muss der Rechner nicht dekomprimieren. Dadurch ist die Bearbeitung einfacher. Aber gerendert wird dann dennoch wieder in H265. Es ist sozusagen nur eine "Krücke", die man heutzutage nicht mehr braucht.
      Also kurzum, Du liegst richtig.
      Ich würde Main10 wählen (4:2:0)
      Die 3 Zahlen stehen fürs Chroma Subsampling, was im Prinzip den Grad der Kompression der Farbinformation beschreibt (2. Verfahren).
      (Die Mavic 3 kann nur 4:2.0)
      4:2:2 hat bei gleicher Helligkeitsinfo mehr Farbinformationen. 4:2:2 bringt somit mehr Freiheitsgrade in der Farbverarbeitung. Kostet, aber, da bei 4.2.2 viel mehr Bitrate benötigt wird (Mehr Farbinformationen).
      Aber wie gesagt, da die Mavic 3 nur 4:2:0 unterstützt, ist Main 10 richtig.
      Ich würde es einfach auf Auto stellen, dann passt es.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Michael67 ()

    • @Paulchen

      Es geht wohl um die Ausspielung des finalen Films, richtig?
      Dann solltest Du H.265 oder auch H.264 nehmen, je nachdem, worauf du deine Filme abspielen lassen willst. H.265 setzt einigermassen aktuelle Player-Hardware voraus.
      Beides sind so genannte "Delivery-Codecs", also speziell für das Endergebnis der ganzen Prozesskette - also für das finale Filmprodukt - gedacht.

      Nebenbei: Dass Consumer-Kameras in den Delivery-Codecs H.264 oder H265 auch aufnehmen, ist lediglich eine Krücke seitens der Hersteller, damit sie nicht die für "Aquisition-Codecs" wie bspw. ProRes erforderliche Hardware verbauen müssen (und ProRes lizensieren müssen), und die Kunden dazu auch nicht gezwungen sind, zu wesentlich teuren Aufnahme-Medien (CFast, CFexpress, XQD, usw.) zu greifen, wegen den dort um ein Vielfaches höheren Datenraten. (Es hat einen Grund, warum die Cine-Versionen der Mavic 3 eine schnelle PCIe SSD intern verbaut haben.)

      Was 10 Bit angeht: Da Du in "Normal" aufgenommen hast und daher auch SDR ausspielst, ist 8 Bit nicht nur ausreichend, sondern Du hast von 10-Bit auch gar nichts. Wähle in Resolve also H.265 Master und beim "Encoding Profile" das "Main" Profil und nicht "Main10".


      ___

      Exkurs zu ProRes:

      Auch das ist ein Codec, der vom Rechner zur Ansicht selbstverständlich wieder dekodiert werden muss. ProRes aberbeit zum einen mit deutlich höheren Bitraten (komprimiert also nicht so stark), und zum anderen wird jedes einzelne Bild vollwertig komprimiert, nicht nur bspw. jedes 30. Bild und die dazwischen nur in ihren Änderungen. Zum Googeln: Intraframe-Codec vs. Long GOP Codec

      Daher macht es durchaus Sinn, auch H265 in bspw. ProRes HQ oder auch 4444 zu transkodieren oder auszuspielen, nämlich dann, wenn das Material noch weitere Verarbeitungsprozesse in anderen Programmen durchlaufen soll, denn man vermeidet so weitere Generationsverluste durch wiederholtes Neukodieren/Transkodieren in immer qualitätsmindernde Long GOP Codecs.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von skyscope ()

    • Herzlichen Dank euch beiden für eure Antworten.
      Ihr habt mit euren Hinweisen meine Grundannahmen bestätigt und mir die Unsicherheit bei den Einstellungen für die Filmausspielung genommen.
      Da ich für meine fertigen Filme keine weiteren Verarbeitungsprozesse benötige, werde ich wie bisher mit gutem Gewissen H.265 verwenden.
      Zum Testen habe ich vorhin ProRes 4444 ausprobiert - da würde mein Apple mini M1 mehr als 8 Stunden für einen 4-Minuten-Film in Höchstleistung arbeiten ;)

      Eine Rückfrage zur Farbtiefe habe ich noch:
      Sehe ich es richtig, dass die Kamera der Mavic 3 Classic in der Einstellung Farbe = Normal mit 8 Bit, in den Einstellungen D-Log, D-Log M und HLG mit 10 Bit Farbtiefe arbeitet?
    • Paulchen49 schrieb:

      Sehe ich es richtig, dass die Kamera der Mavic 3 Classic in der Einstellung Farbe = Normal mit 8 Bit, in den Einstellungen D-Log, D-Log M und HLG mit 10 Bit Farbtiefe arbeitet?
      Genau.
      • "Normal" nimmt systembedingt (Rec.709) nur mit einem so beschränkten Kontrastumfang auf, für den 8-Bit Farbtiefe reicht. Wer im Normal-Profil aufnimmt, will eh nicht nachbearbeiten, sonst würde er das nicht machen.
      • "HLG" ist ein einfaches HDR-Derivat, das auch zum Abspielen auf nicht HDR-fähigen Bildschirmen (SDR) geeignet ist. Es ist daher allerdings nichts Halbes und nichts Ganzes, macht sich also nicht den gesamten Kontrastumfang des Sensors für HDR zu Nutze, und das Ergebnis sieht auch auf SDR-Displays nicht wirklich gut aus, wegen Farbverfälschungen durch den anderen Farbraum (BT.2020 statt Rec.709), insbesondere in Rottönen sichtbar.
        HLG ist auch nicht für größere Nachbearbeitungen geeignet, führt hier aber zu weit. HLG ist im Prinzip das "Normal"-Profil für ein bischen HDR, mit Inkaufnahme von etwas komischen Farben auf SDR-Bildschirmen.
      • "D-Log-M" ist zur Nachbearbeitung gedacht und kommt in 10-Bit Farbtiefe, um dafür möglichst viel Spielraum zu haben. Letztlich ist D-Log M aber auch eine Consumer-Krücke und eigentlich kein wirkliches Log-Profil. Es scheint weniger Arbeit im Grading zu machen, weil man nur ein wenig an Kontrast (via Luma-Kurven) und Sättigung drehen muss. Ist bei D-Log aber auch nicht viel anders.
        Auch D-Log M nutzt nicht vollständig den möglichen Kontrastumfang des Sensors, bietet aber schon weit mehr als das "Normal"-Profil. Ausgespielt wird das Ergebnis wieder ausschließlich in SDR mit 8 Bit.
      • "D-Log" ist ein vollwertiges und genau spezifiziertes Log-Profil und bildet alles ab, was der Mavic 3 M43 Sesnor her gibt. Und noch mehr, denn es ist fähig, bis zu 16 Blendenstufen Kontrastumfang abzubilden, daher wird es auch in den DJI Pro-Kameras verwendet (Ronin 4D, Inspire 2 und 3), auch in zukünftigen.
        D-Log ist in seinen Spezifikationen mit Sony's SLog 3 und ARRI's LogC nahezu identisch, daher intergriert sich Material mit diesem Profil bestens mit entsprechendem Materieal der Kameras dieser Hersteller - es können auch Sony oder ARRI Look-Luts verwendet werden (nicht Transfer-Luts, alle haben eigene Farbräume). Aus D-Log Material lässt sich dann neben 8 Bit SDR Filmen auch 10 Bit HLG oder vollwertiges 10 Bit HDR erstellen.
      Kurzum:

      Willst du maximale Qualität und/oder Material, dass du in Zukunft noch auf HDR trimmen kannst, nimm D-Log. Willst Du schnelle Ergebnisse, und ein direktes Matching mit anderen aktuellen DJI Consumer-Kameras (Action 4, demnächst Pocket 3), nimm DLog-M.
      Das Normal-Profil zu verwenden, geht natürlich auch, ist bei der Mavic 3 allerdings Perlen vor die Säue. Da könntest Du auch mit einer Mini 3 oder 4 aufnehmen, und würdest keinen Unterschied feststellen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von skyscope ()

    • @skyscope

      Danke für die detaillierten Infos zu den Farbprofilen und die prägnante Aussage am Ende deines Posts.

      "Perlen" will ich natürlich nicht "vor die Säue werfen".
      Eingeplant ist die Verwendung von DLog bereits.
      Aber es geht einfach nicht alles auf einmal, zumal auch das Arbeiten mit Davinci Resolve noch nicht automatisiert ist.
    • Damit ich die Perlen beim Filmen mit der Mavic 3 Classic selbst behalte und sie nicht „vor die Säue werfe", habe ich mich in letzter Zeit intensiver mit der Verwendung von D-Log beim Aufnehmen beschäftigt. Meine Informationen dazu habe ich mir aus dem Internet (besonders bei vielen YouTubern) geholt und anfangs ziemlich verunsichert gestaunt über die unterschiedlichen Verfahrensweisen, die gezeigt werden, um zu einer vernünftigen Entwicklung des Filmmaterials zu gelangen.

      Für die folgende Arbeitsreihenfolge habe ich mich letztlich entschieden:

      Methode: ColorSpaceTransform

      • im Davinci-Modul Color mit Alt-S zusätzlichen Node erzeugen
      • unter Effects/Library/ Resolve FX Color --> Color Space Transfer auswählen
      • ausgewählten Programmpunkt auf den neuen Node ziehen
      • neuen Node aktivieren (roter Rand)
      • unter Effects/Settings/Color Space Transform eintragen:
        • bei Input Color Space --> DJI D-Gamut
        • bei Input Gamma --> DJI D-Log
      Damit ist die grundsätzliche Farbanpassung abgeschlossen.

      Feintuning in einem Node vor dem soeben erzeugtem

      • evt. Verbesserungen im Farbbereich vornehmen
        • unter Curves / Auswahl … à Editable Spline auswählen
        • Kurvenendpunkte oben und unten nach Innen bewegen, um Helligkeit und Schwarzwert anzupassen
        • mit „Auslegern“ Lichtwerte oben und unten prüfen
        Farbtemperatur, Kontrast, Color Boost und Sättigung nach Bedarf
      • Anpassung der Schärfe
        • Unter Blur/Blur Sharpen: Radius ca. 0.45 wählen, Scaling ca. 0.40 wählen, H/V Ration auf 0.50 belassen
        • Prüfung der Einstellungen in der Vergrößerung des Bildes (Mausrad oder cmd / f)


      Colorgrading auf noch nicht bearbeitete Clips übertragen

      • anzupassenden Clip auswählen (roter Rand), bei mehreren den ersten und bei gedrückter Umschalttaste letzten Clip markieren (rotbraune Kennzeichnung)
      • auf den bereits bearbeiteten Clip mit rechter Maustaste klicken
      • im Kontextmenü „Apply Grade“ wählen
      Ist diese Verfahrensweise aus eurer Sicht akzeptabel oder hat sie noch wesentliche Mängel?
    • Nein, das ist grundsätzlich völlig OK.
      Ich packe allerdings nie mehrere Anpassungen in einen Node, sondern lege separate Nodes für bspw. primäre Korrekturen (Kontrast, Sättigung), Schärfe, Entrauschen, sekundäre Korrekturen (via Farbmasken oder Powerwindows), den Look (das eigentliche Grading), Stabilisierung, Motion Blur, usw. an.

      So kann man einzelne Sachen separat schneller ein- und ausschalten. Aber viele Wege führen nach Rom, das wichtigste ist nur, dass der Transform in Rec.709 über Color Space Transfer oder LUT erst im Node ganz am Ende gemacht wird, wie Du es schon machst.